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1. Geschichte für die Mittelstufe - S. 20

1913 - Breslau : Hirt
20 B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. zu schaffen. Da veranlaßte der König von Frankreich die Schweden, in Brandenburg einzufallen. Sie verwüsteten das Land, raubten, plünderten und mordeten. In ihrer Not nahmen die Bauern Sensen und Heugabeln zur Hand, und mit diesen Waffen zogen sie den Schweden entgegen. Auf ihre Fahnen schrieben sie: Wir sind Bauern von geringem Gut und dienen unserm Kurfürsten mit unserm Blut. Doch konnten sie gegen den Feind nicht viel ausrichten. Als der Kurfürst hörte, daß die Schweden in seinem Lande waren, kehrte er eiligst mit seinem Heere zurück, schlug sie trotz ihrer ___________ Übermacht bei Fehrbel-lin (am 18. Juni 1675) und trieb sie aus dem Lande. 6. Treue Helfer. In der Schlacht bei Fehrbellin — so erzählt die Sage — ritt der Große Kurfürst einen Schimmel. Daran hatten ihn die Schweden erkannt, und sie richteten ihre Geschosse auf ihn. Als der Stallmeister Fr oben die Gefahr bemerkte, sprach er: „Herr Kurfürst, Euer Schimmel ist scheu geworden; gebt ihn mir und besteigt meinen Braunen." Kaum waren die Pferde gewechselt, da sank Froben, bort einer Kanonenkugel getroffen, tot zu Boden. So hatte der treue Diener seinem Herrn das Leben gerettet. Der tüchtigste Feldherr des Großen Kurfürsten hieß Derffliuger. Er war früher Schneidergesell gewesen. Einst kam er auf seiner Wanderschaft an die Elbe. Da er kein Geld mehr hatte, wollte ihn der Fährmann nicht übersetzen. Ein Trupp Soldaten jedoch wurde ohne Bezahlung über den Fluß gesetzt. Verwundert fragte Derfflinger, wie das käme, und er erhielt zur Antwort: „Das sind Kriegsleute, die kommen überall frei durch." Da warf der Schneidergesell sein Bündel in die Elbe und wurde Soldat. Wegen seiner Tapferkeit stieg er immer höher und wurde zuletzt sogar Feldmarschall. Die Gemahlin Friedrich Wilhelms war Luise Henriette, eine holländische Prinzessin. Sie war klug, fromm und edel. In allen schwierigen Lagen fragte der Kurfürst sie um ihren Rat. Den Armen tat sie viel Gutes; für die verlassenen Denkmal des Großen Kurfürsten in Minden.

2. Geschichte für die Mittelstufe - S. 25

1913 - Breslau : Hirt
B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 25 4. Der Siebenjährige Krieg. a) Siege und Niederlagen. In diesem Kampfe hatte der König viele Feinde. Mit den Österreichern waren die Russen, Franzosen, Schweden und Sachsen verbündet. Sie wollten Friedrich plötzlich überfallen. Doch ehe sie es dachten, rückte er mit seinem Heere in Feindesland ein. Die Österreicher standen auf einem Berge bei der Stadt Prag in Böhmen. Nur langsam konnten Friedrich der Große. die Preußeu gegen sie vorrücken, da vor dem Berge sumpfige Wiesen waren. Von dem furchtbaren Kugelregen, der ihnen entgegenkam, wurden viele, viele dahiugestreckt. Schon begannen die Preußen zu weichen. Da riß der 73jährige Feld marschall Schwerin einem fliehenden Fähnrich die Fahne aus der Hand und rief: „Heran, meine Kinder! Mir nach, wer kein Feiger ist!" Gleich darauf sank er, von fünf Kugeln durchbohrt, tot nieder. Aber die Preußen drangen vor und gewannen den Sieg. Der König war sehr betrübt über den Tod Schwerins. „Er war mir mehr wert als 10 000 Mann", sagte er.

3. Geschichte für die Mittelstufe - S. 27

1913 - Breslau : Hirt
R. Brandenburgisch preußische Geschichte. 27 e) Die Schlacht bei Minden. Doch nicht lange blieb die Stadt in ihren Händen. Ferdinand hatte sich weit nördlich von Minden an die Weser zurückgezogen, marschierte mit seinen Truppen über Petershagen heran und stellte sie südlich von diesem Städtchen, von der Weser bis Hille, ans. Der Graf Wilhelm von Bückeburg ließ für seine Artillerie bei Todtenhausen dicht am linken Weserufer Schanzen auswerfen, hinter denen er seine Kanonen aufstellte. Die Franzosen lagerten südlich von der Bastau am Wesergebirge. Ein Teil stand an der Grenze der Kreise Herford und Minden. Gegen ihn hatte sich der Erbprinz von Braunschweig bei Quernheim aufgestellt. Der Herzog Ferdinand wußte ganz genau Bescheid, was die Franzosen vorhatten. Das kam so: Der französische Marschall hatte von dem Bürgermeister von Minden einen zuverlässigen Boten verlangt. Der sollte nach Herford an den dortigen französischen Befehlshaber ein Paar Schuhe bringen als Muster für die 2000 Paar, welche die Stadt Herford den Feinden liefern mußte. Der Mindertet Bürgermeister wählte dazu einen braven Mann namens Jobst Heinrich Lohr mann. Dieser hatte als Matrose und Steuermann die Welt gesehen und konnte französisch und englisch sprechen. Er verstand darum auch, was die Franzosen miteinander redeten, als sie ihm die Schuhe übergaben, und wußte genug. Er machte sich auf den Weg. Als er aber die Porta hinter sich hatte und die Franzosen ihn nicht mehr sehen konnten, eilte er in weitem Umkreise rechts hinter dem Berge her, dann über diesen zurück nach Hille ins Lager Ferdinands von Braunschweig. Hier untersuchte man die Schuhe und faud zwischen den Sohlen eine Depesche. Darin stand, daß am 1. August der Angriff der Franzosen stattfinden sollte. Dann sollten auch die südlichen Truppen den Erbprinzen von Braunschweig angreifen. Die Depesche wurde abgeschrieben und wieder zwischen die Sohlen gelegt; daraus wurden die Schuhe wieder in Ordnung gebracht und wohl verpackt. Lohrmann war mit Anbruch der Nacht richtig in Herford, und die Franzosen ahnten nichts. Ferdinand von Braunschweig kannte nun den Plan der Feinde. Er bereitete alles aufs beste vor und gewann einen glänzenden Sieg über die Franzosen am 1. August 1759. An demselben Tage siegte der Erbprinz von Braunschweig bei dem Dorfe Gohfeld über den Feind. Ant folgenden Morgen wurde Minden von den Franzosen geräumt, und die Verbündeten besetzten wieder die Stadt. Die Feinde mußten sich zurückziehen, und Hannover und Westfalen waren von den Franzosen frei, die diese Länder zur Wüste hatten machen wollen. König Friedrich hatte nun von Westen her nichts Schlimmes mehr zu befürchten. f) Der Erfolg des Krieges. Da Friedrich der Große trotz einzelner Niederlagen doch der Sieger im Kriege geblieben war, so behielt er, als endlich Friede geschlossen wurde, das Land Schlesien. In ganz Europa pries man ihn als den größten Feldherrn seiner Zeit. Er hatte sich und sein Königreich berühmt gemacht. Gar tapfer hatten ihn im Kampfe seine Generale, besonders Zielen und Seydlitz, unterstützt. 5. Des Königs landesväterliche Fürsorge. Durch den langen Krieg war Preußen arg verwüstet worden. Viele Städte und Dörfer waren niedergebrannt; die Felder lagen unbebaut, Handel und Gewerbe stockten. Die Einwohner waren arm geworden. Der König suchte nun überall zu helfen. Er ließ gleich nach Beendigung des Krieges viele tausend Soldatenpserde und Saatkorn uuter die Bauern verteilen, damit sie das Land wieder bebauen konnten. Auch suchte er den Anbau der Kartoffeln, die man damals noch wenig kannte, zu verbreiten. An der Oder und Warthe lag eine öde und sumpfige Gegeud, in der fast nichts wuchs. In ihr wohnten nur arme Jäger, Fischer und Hirten. Dieses Oderund Warthebrnch ließ der König urbar machen, indem er Gräben und Kanäle bauen ließ, die das Wasser ableiteten, so daß das Land trocken wurde. Nach einer Reihe von Jahren waren dort an 300 blühende Dörfer entstanden. Da rief Friedrich voll Freude aus: „Hier habe ich im Frieden eine Provinz erobert!"

4. Geschichte für die Mittelstufe - S. 36

1913 - Breslau : Hirt
36 B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. war stark angeschwollen. Ruhig ließ Blücher den Feind über die Katzbach kommen. Plötzlich rief er seinen Soldaten zu: „Kinder, jetzt hab' ich genug Franzosen herüber. Vorwärts, vorwärts!" Da stürmten seine Krieger auf die Feinde und schlugen sie in die Flucht. Weil das Pulver naß wurde und die Schüsse nicht losgehen wollten, drehten die Preußen die Gewehre um und schlugen mit den Kolben drein. Tausende der Franzosen ertranken in der Katzbach. Blücher wurde von dem Tage an von seinen Soldaten „Marschall Vorwärts" genannt. 5. Tie Völkerschlacht bei Leipzig. Noch viele andere Siege errangen die Verbündeten. Napoleon mußte sich zurückziehen. Nun sammelte er sein ganzes Heer in der Ebene von Leipzig. Hier wurde er von allen Verbündeten angegriffen. Die Völkerschlacht bei Leipzig wird darum die Schlacht genannt. Sie dauerte 3 Tage lang. Der Haupttag war der 18. Oktober 1813. Das war ein gar blutiger Kampf. Die Kanonen donnerten so gewaltig, daß in Leipzig die Fenster klirrten. Napoleon unterlag zuletzt, und in wilder Flucht eilte sein Heer dem Rheine zu. 6. Minden-Ravensberg im Freiheitskampf. Auch für Minden-Ravensberg schlug nun die stunde der Erlösung. Bald nach der Leipziger Schlacht drang der tapfere General Bü-low über die Weser vor; die Franzosen verließen das Land, und Bülow nahm es wieder für den alten König in Besitz. Nun erhob sich die ganze Bevölkerung gegen die Fremdherrschaft. Von allen Seiten strömten Gaben zusammen; der eine schenkte ein Pferd, der andere Leinwand, jeder das, was er nur zu schenken hatte. Einige Schulkinder aus Bielefeld sammelten 6 Taler. Über 1400 junge Männer aus Minden-Ravensberg meldeten sich als Freiwillige. 7. In Frankreich hinein. Die Verbündeten verfolgten die Fliehenden. Sie waren zuerst unschlüssig, ob sie den Rhein überschreiten sollten. Blücher drängte dazu; er war auch der erste, der mit seinen Truppen über den Strom setzte. Noch gab es in Frankreich harte Kämpfe, bis der Feind völlig besiegt war. Am 31. März 1814 zogen die Verbündeten in Paris ein. Napoleon wurde abgesetzt und auf die Insel Elba im Mittelländischen Meere verbannt. Zu Paris wurde Friede geschlossen. Frankreich mußte alle eroberten Länder wieder zurückgeben. 8. Napoleons Rückkehr von Elba. Die Fürsten Europas kamen in Wien zusammen, um darüber zu beraten, wie die zurückeroberten Länder verteilt werden sollten. Sie konnten aber nicht einig werden. Napoleon hörte davon. Da verließ er heimlich die Insel Elba und kam wieder nach Frankreich. Volk und Heer jubelten ihm zu. Als man die Kunde in Wien vernahm, vergaßen die Fürsten allen Streit und rüsteten schnell zum neuen Kampfe. 9. Die Schlacht bei Ligny. Der alte Blücher, bereits 73 Jahre alt, übernahm den Oberbefehl über das preußische Heer. Gegen ihn wandte sich Napoleon zuerst und besiegte ihn in der Schlacht bei Ligny. Blücher selbst wurde verwundet und sein Pferd unter ihm erschossen. Er lag unter dem Tiere und konnte sich nicht erheben. Zweimal jagten französische Reiter an ihm vorbei; zum Glück bemerkten sie ihn nicht. Neben ihm stand sein treuer Adjutant, der ihn endlich in Sicherheit brachte.

5. Geschichte für die Mittelstufe - S. 37

1913 - Breslau : Hirt
B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 37 10. Der Lieg von Waterloo. Zwei Tage später (18. Juni 1815) griff Napoleon die Engländer an, die bei Waterloo standen und von dem Herzog Wellington geführt wurden. Es wurde ihnen schwer, sich gegen die große Zahl der Franzosen zu halten. Doch kam ihnen der unermüdliche Blücher mit seinen Preußen zur Hilfe. Nur schwer konnten diese, die noch müde waren, voran kommen, da die Wege vom Regen aufgeweicht waren. Blücher ermunterte sie mit den Worten: „Vorwärts, Kinder! Ich habe es ja meinem Freunde Wellington versprochen, und ihr wollt doch nicht, daß ich wortbrüchig werde." Als auch er die Franzosen angriff, mußten sie fliehen. „Rette sich, wer kann!" riesen sie. Die Niederlage der Franzosen war vollständig. Viele Kanonen und Gefangene fielen den Siegern in die Hände. Fast hätten sie Napoleon selbst gefangen genommen. Sein Wagen wurde von Soldaten des preußischen Infanterieregiments Nr. 15 umringt. Als man ihn öffnete, fand man nur Napoleons Hut und Degen; er selbst war wohl im letzten Augenblicke entkommen. Bald zogen die Sieger zum zweiten Male in Paris ein. 11. Des Kampfes Preis. Napoleon wurde nun auf die Insel St. Helena gebracht, die einsam sern im Weltmeere liegt. Hier ist er auch gestorben. Zu Paris wurde abermals Friede geschlossen. Die Franzosen mußten hohe Kriegskosten zahlen und alle die Kunstschätze wieder zurückgeben, die sie geraubt hatten. In Wien wurde weiter über die Verteilung der Länder beraten. Preußen bekam wieder, was ihm Napoleon genommen hatte. Für einige Landesteile, die es an andere Fürsten abtreten mußte, bekam es neue hinzu. 12. Die Friedensarbeit. Nun hatte das Vaterland wieder Frieden. Damit der Preußische Staat gut verwaltet werden konnte, teilte ihn der König in acht Provinzen. Eine davon war Westfalen. Über jede Provinz setzte er einen Oberpräsidenten. Die Provinzen wurden in Regierungsbezirke und diese wieder in Kreise eingeteilt. So ist es bis heute geblieben. Zur Förderung des Handels schloß Preußen mit den meisten deutschen Staaten den Zollverein. Wenn nun eine Ware von einem Lande ins andere geschickt wurde, so brauchte an der Grenze kein Zoll mehr entrichtet zu werden. Auch wurden Landstraßen angelegt, Flüsse schiffbar gemacht und die Postanstalten verbessert. Die ersten Dampsschiffe begannen ihren Dienst, und in den letzten Jahren der Regierung Friedrich Wilhelms Iii. wurden die ersten Eisenbahnen in seinem Lande gebaut. Sehr viel tat der König für die Schulen. Die allgemeine Schulpflicht, wonach jedes Kind die Schule besuchen muß, wurde überall durchgeführt. Viele tausend Volksschulen wurden neu eingerichtet, und auch höhere Schulen entstanden. Im Jahre 1840 starb Friedrich Wilhelm Iii.

6. Geschichte für die Mittelstufe - S. 38

1913 - Breslau : Hirt
38 B. Branderiburgisch-preußische Geschichte. Xii. Westfalen und sein Oberpräsident Freiherr von Vincke. 1. Westfalens Erwerbung. Als Friedrich Wilhelm Iii. König von Preußen wurde, gehörten von unserer Provinz Westfalen nur einzelne Teile zu seinem Lande. Es waren dies das Fürstentum Minden und die Grafschaften Ravensberg, Mark und Tecklenburg. Im Jahre 1803 wurden in Deutschland den geistlichen Fürsten (Bischöfen und Äbten) ihre Länder genommen und unter die weltlichen Fürsten verteilt als Entschädigung für die Gebiete, die sie an Napoleon abgetreten hatten. Dabei erhielt Preußen neben anderen Landesteilen auch das Bistum Paderborn, die östliche Hälfte des Bistums Münster und die Abteien Herford und Cappenberg. Nachdem es im Frieden von Tilsit alle westfälischen Länder an Napoleon verloren hatte, bekam es diese 1815 nach den Freiheitskriegen zurück und noch neue dazu. In demselben und im folgenden Jahre erwarb es dann durch Tausch und durch Verträge alle die Teile Westfalens, die noch nicht in seinem Besitz waren. 2. Sein erster Oberpräsident. a) Vinckes Jugend. Als ersten Oberpräsidenten setzte der König über Westfalen den Freiherrn Ludwig von Vincke, der von den Bewohnern der Provinz gewöhnlich „der alte Vincke" genannt wurde. Er war im Jahre 1774 zu Minden geboren. Sein Vater hatte unter den Fahnen Friedrichs des Großen gedient, und wenn der König einmal nach Minden kam, so wohnte er im Viuckeschen Hause. (Das lag da, wo jetzt am großen Domhos das Postgebäude steht.) Ludwigs Brüder traten früh in den Heeresdienst; dazu hatte er keine Lust, er war auch zu klein dazu. Er wollte studieren, um später ein Staatsmann werden zu können. Auf der Schule war er fleißig und bekam die besten Zeugnisse. Doch nicht nur aus Büchern, sondern auch aus dem Leben wollte er lernen. Darum machte er in den Ferien gern Reisen, aber zu Fuß, weil er nur so das Land ordentlich kennen lernen konnte. b) Ein junger Landrat. Vincke war kaum 21 Jahre alt, als er in den Staatsdienst eintrat. Mit 24 Jahren wurde er Landrat des Kreises Minden und kehrte so in seine Vaterstadt zurück. Damals war der Freiherr vom Stein oberster Verwalter der westfälischen Länder, die zu Preußen gehörten. Er erkannte bald den hohen Wert des jungen Landrats. Als König Friedrich Wilhelm Iii. einst im Kreise Minden anwesend war und ihm der junge Vincke vorgestellt wurde, fragte er: „Macht man denn hier Kinder zu Landräten?" Da antwortete Stein: „Ja, Majestät, ein Jüngling an Jahren, aber ein Greis an Weisheit." Unter Vinckes Vorgänger waren viele Unordnungen im Kreise eingerissen, so daß er Arbeit genug hatte. Er war aber auch der rechte Mann zum Aufräumen. Um 4 Uhr morgens war er schon an der Arbeit oder auf der Wanderung, um einen Bürgermeister oder Schulzen, der gern lange schlief, aus dem Bette zu jagen. Bald wußte jeder, daß er keine Minute vor dem eifrigen kleinen Landrat sicher war. Seine Bauern lernten ihn kennen und lieben; sie vertrauten ihm und suchten bei ihm Rat und Hilfe. Für sie war er immer zu sprechen und konnte sich stundenlang mit ihnen unterhalten. Das Wohl des Volkes lag ihm sehr am Herzen. Alles wollte er selbst sehen; darum kroch er in den Küchen und auf den Speichern umher, besichtigte die Wiesen, Felder und Wälder, die Feuerspritzen, Brandeimer und Wasserbehälter. c) Ein schlichter Oberpräsident. Bald kam Vincke in höhere Ämter. Als aber Westfalen in Napoleons Hände geriet, zog er sich ins Privatleben zurück, wirkte jedoch im geheimen für die Befreiung des Vaterlandes. — Nach den Befreiungskriegen ernannte ihn der König zum Oberpräsidenten von Westfalen mit dem Sitz in Münster. Auch als Oberpräsident wanderte er viel im Lande umher, um überall nach dem Rechten zu sehen. Dabei trug er einen blauen Leinwandkittel, rauchte eine kurze Pfeife und hatte einen Knotenstock in der Hand. So glich er äußerlich einem westfälischen Bauersmann; niemand sah ihm den Oberpräsidenten an, selten erkannte man ihn. Daher kam es, daß bei seinen Wanderungen manches Ergötzende vorfiel.

7. Geschichte für die Mittelstufe - S. 39

1913 - Breslau : Hirt
B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 39 d) Unfall und Tod. Im Jahre 1844 wollte Vincke nach Minden reisen, um dort einen Minister zu empfangen, der nach Westfalen kam. Unterwegs jedoch wurde er mit dem Wagen umgeworfen und so arg am Kopfe verletzt, daß er nach Münster zurückkehren mußte. Nachdem er mehrere Wochen krank gelegen hatte, starb er, fast 70 Jahre alt, tief betrauert von seinen biederen Westfalen. Xiii. Friedrich Wilhelm Iv. 1840—1861. 1. Trübe Jugend. Der älteste Sohn und Nachfolger Friedrich Wilhelms Iii. war Friedrich Wilhelm Iv. Er wurde mit seinem Bruder Wilhelm gemeinsam erzogen. Friedrich Wilhelm war ein sehr begabter Knabe. Seine Mutter schrieb einst von ihm: „Der Kronprinz ist voller Geist und Leben." In seiner Kindheit verlebte er traurige Tage; denn er sah das Unglück der Jahre 1806 und 1807 und mußte mit der Mutter und den Geschwistern vor Napoleon bis Königsberg und Memel fliehen. Einige Jahre später kniete er am Sterbebette seiner Mutter. Die trüben Jahre gaben ihm einen frommen Sinn und eine edle Liebe zum Vaterlande. In den Freiheitskriegen durfte er schon als junger Offizier mit gegen Napoleon kämpfen. 2. Ein guter und frommer König. Im Jahre 1840 bestieg er den Thron. Er gelobte, daß er „ein gerechter Richter, ein treuer, barmherziger Fürst und ein christlicher König" sein wollte. Sein Wahlspruch war: „Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!" Er war ein wahrhaft guter und frommer König. Wo irgendwo Not war, da half er. Zahlreiche Kranken- und Waisenhäuser hat er errichtet; auch viele Kirchen und Schulen hat er bauen lassen. Unter seiner Regierung hob sich der Ackerbau bedeutend; viel wüstes Land wurde urbar gemacht. Neue Fabriken entstanden im Lande, in denen Tausende von Arbeitern Beschäftigung fanden, z. B. die Gußstahlfabrik von Krupp in Essen und die Maschinenfabrik von Borsig in Berlin. Bald führten Eisenbahnen durch alle Provinzen. Im Jahre 1847 fuhr der erste „Dampfwagen" durch Minden-Ravensberg. Die Cöln-Mindener Eisenbahn war vollendet, und Handel und Verkehr nahmen in unserer Gegend einen gewaltigen Aufschwung. Der Postillion, der an 200 Jahre die Briefe, Pakete und auch Personen befördert hatte, konnte sich nun auf die kleineren Orte zurückziehen. Die Strecke von Minden nach Bielefeld, welche die schnellste Post in 6 Stunden durchfuhr, legt die Eisenbahn bequem in einer Stunde zurück. Anderthalb Jahre später wurde Friedrich Wilhelm Iv.

8. Geschichte für die Mittelstufe - S. 42

1913 - Breslau : Hirt
42 B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. 5. Der Dänische Krieg 1864. a) Zum Kampfe um ein deutsches Land. Der erste Krieg wurde int Jahre 1864 gegen Dänemark geführt. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein zwischen der Nord- und Ostsee wurden von dem Könige von Dänemark regiert; doch bildeten sie einen eigenen Staat. Nun unterdrückten aber die Dänen die deutsche Sprache und wollten das Land sogar zu einer dänischen Provinz machen und dadurch ganz vom deutschen Vaterlande trennen. Da sandten die Preußen und Österreicher unter dem Oberbefehle des preußischen Feldmarschalls Wrangeltruppen gegen die Dänen. b) Nach Düppel und Alfen. Nachdem die Feinde in mehreren Gefechten besiegt waren, zogen sie sich hinter die Düppeler Schanzen zurück, eine Reihe sehr starker Befestigungen mit Erdwällen und Palisaden. Sie wurden aber am 18. April 1864 unter der Führung des Prinzen Friedrich Karl, eines Neffen des Königs, von den tapferen Preußen erstürmt. Die Dänen zogen sich auf die Insel Alsen zurück. Doch auch nach hier setzten die Preußen auf Kähnen über und besiegten die Feinde. Die Österreicher hatten unterdessen in Gemein- schaft mit einem Teile der preußischen Truppen die ganze Halbinsel Jütland erobert. Da mußten die Dänen Frieden schließen und Schleswig-Holstein an Preußen und Österreich abtreten. 6. Der Deutsche Krieg 1866. a) Streit zwischen deutschen Brüdern. Bald bekamen Preußen und Österreich Streit darüber, wer Schleswig-Holstein erhalten sollte. Anfangs führten sie gemeinsam die Regierung. Dann wurde abgemacht, daß Preußen das Land Schleswig, Österreich aber Holstein erhalten sollte. Doch Österreichs Plan war, aus dem ganzen Gebiete einen neuen Kleinstaat mit einem besonderen Fürsten zu machen. Da Preußen dazu nicht ja sagen wollte, kam es zum Kriege zwischen Österreich und Preußen. Das war im Jahre 1866. Da hier Deutsche gegen Deutsche kämpften, wird der Krieg der Deutsche Krieg genannt. b) Preußens Siege. Zn Österreich hielten alle größeren Staaten Deutschlands, nur wenige kleinere hielten zu Preußen. Die hannoverschen Truppen wollten nach Süden ziehen und sich mit den Bayern vereinigen. Sie wurden aber bei Langensalza angegriffen und mußten die Waffen strecken. In Böhmen standen die Österreicher, mit denen sich die Sachsen bereinigten. In drei Heeren rückten die Preußen gegen Böhmen vor, rechts von Dresden her die Elbarmee, in der Mitte die I. Armee unter Prinz Friedrich Karl und links

9. Geschichte für die Mittelstufe - S. 44

1913 - Breslau : Hirt
44 B. Brandenburgisch-preußische Geschichte. Aber sie hatten sich arg verrechnet. Als König Wilhelm zu den Waffen rief da erhob sich ganz Deutschland. Bon allen Seiten rückten die Truppen dem Rheine zu. Überall ertönte das Lied: „Es braust ein Ruf wie Donnerhall, wie Schwertgeklirr und Wogenprall: Zum Rhein, zum Rhein, zum deutschen Rhein! Wer will des Stromes Hüter sein? — Lieb' Vaterland, magst ruhig sein; fest steht und treu die Wacht am Rhein!" Am Todestage seiner Mutter erneuerte Wilhelm I. den Orden des Eisernen Kreuzes, daß er auch in diesem Kampfe gegen Frankreich die Tapferen schmücke wie einst im Freiheitskriege. In kaum 14 Tagen standen 600 000 deutsche Krieger an der Grenze. Drei Armeen wurdeu aufgestellt; die erste führte General von Steinmetz durch die Rheinprovinz, die zweite Prinz Friedrich Karl durch die Pfalz und die dritte der Kronprinz Friedrich Wilhelm von Baden her in Elsaß hinein. Bei der Iii. Armee waren die süddeutschen Truppen. König Wilhelm selbst führte trotz seines Alters von 73 Jahren den Oberbefehl. c) Die ersten glorreichen Siege. In den ersten Tagen des August 1870 begann der Kampf. Die ersten Schlachten schlug der Kronprinz bei Weißenburg und Wörth und besiegte die Franzosen. Am Tage der Schlacht bei Wörth erstürmten die Truppen der I. und Ii. Armee die Spicherer Höhen. Zahlreiche französische Gefangene wurden schon nach diesen ersten Siegen nach Deutschland befördert, darunter schwarze Turkos und Zuaven, die aus französischen Landern in Nordafrika stammten. Aber auch viele Verwundete brachten die Eisenbahnzüge zurück, die in den schnell eingerichteten Lazaretten liebevolle Pflege fanden. d) Die Kämpfe bei Metz. Das Hauptheer der Franzosen stand bei der Festung Metz. Es wurde in drei blutigen Schlachten geschlagen, zuletzt bei Gravelotte, und in die Festung zurückgeworfen. Nunmehr belagerten die Deutschen Metz. e) Sedan. Ein anderes sranzösisd)es Heer wollte den Belagerten zur Hilfe kommen und rückte von Norden her heran. Bei ihm befand sich Napoleon. Doch die Deutschen merkten die Absicht früh genug, und Moltke durchkreuzte den Plan des Feindes. Zwei deutsche Heere faßten die Franzosen bei der kleinen Festung Sedan. Am 1. September 1870 wurden die Feinde völlig umzingelt und besiegt. An dem folgenden Tage, dem 2. September, ergab sich das ganze französische Heer mit dem Kaiser Napoleon an der Spitze, der als Gefangener auf Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel gebracht wurde. Da herrschte Jubel im Lager der Soldaten und in ganz Deutschland. f) Fortsetzung des Krieges. Die Deutschen hatten gehofft, nach der Gefangennahme Napoleons sei der Krieg zu Ende. Das war aber eine Täuschung. Die Franzosen setzten ihren gefangenen Kaiser ab, erklärten das Land

10. Geschichte für die Mittelstufe - S. 4

1913 - Breslau : Hirt
4 A. Deutsche Geschichte. Vater der Götter und der Schöpfer des Himmels und der Erde. Sein gewaltigster Sohn hieß Douar oder Thor, der Gott des Donners, der die Blitze schickt. Zin war der Gott des Krieges. Nicht in Tempeln, sondern in heiligen Hainen versammelte sich des Nachts die Gemeinde zum Gottesdienste zur Zeit des Voll- und Neumondes. Dort stand der Altar, ans dem der Priester den Göttern Opser brachte. — Den Himmel nannten unsere Vorfahren Walhalla. Nach Walhalla kamen nach ihrem Glauben die Helden, die im Kampfe gefallen waren. e) Ihre Führer. Einen König hatten die alten Deutschen nicht. Mehrere Familien bildeten eine Gemeinde, mehrere Gemeinden einen Gau. An der Spitze des Gaues stand der Gaugraf, der einer von den Freien war und von diesen gewählt wurde. Er hielt draußen unter freiem Himmel die Gauversammlungen ab, an denen alle freien Männer des Gaues teilnahmen. Da wurde Gericht gehalten und über Krieg und Frieden beraten. War ein Krieg beschlossen, so versammelten sich alle freien Männer des Volkes, welche die Waffen tragen konnten. Sie erwählten einen Führer aus den Tapfersten unter ihnen, den sie Herzog nannten. Diesem folgten sie in den Kampf. Ii. Unsere Vorfahren und die Römer. 1. Die Römer als Feinde. Zu der Zeit, als in Palästina unser Heiland Jesus Christus geboren wurde, lebte in Rom der mächtige Kaiser Angnstus. Er herrschte über ein großes Reich, das bis an das Land unserer Vorfahren reichte. Auch die Germanen wollte er unterwerfen. Durch Gewalt und List gelang es den Römern, sich große Landesteile untertänig zu machen. Allmählich gewöhnten sich unsere Vorfahren an römisches Wesen. Da sandte der Kaiser seinen Feldherrn Varns, der das Land an seiner Statt verwalten sollte. Dieser war ein hochmütiger Mann und behandelte die unterjochten Völker wie Knechte. Er führte römische Gesetze und römische Sprache ein, erhob hohe Steuern und verhängte oft schwere und entehrende Strafen über die Männer, die Freiheit und Ehre über alles liebten. Darüber wurde das ganze Volk empört und sann auf Rache. 2. Arminius, der Befreier. Zwischen der Weser und dem Harz wohnte der Stamm der Cherusker. Ein Fürst dieses Stammes, der junge Arminius, auch Hermann genannt, wurde der Befreier seines Volkes. Er war selbst in Rom gewesen und hatte römische Kriegskunst erlernt, aber gegen die Unterdrücker seines Volkes war er mit glühendem Haß erfüllt. Nachdem er mit den anderen Stämmen den Plan zur Vernichtung der Römer verabredet hatte, meldete man dem Varns, ein fernwohnender Stamm habe sich empört. Sofort verließ der Feldherr sein festes Lager an der Weser, nm die Empörung zu dämpfen. Heftiger Regen strömte vom Himmel hernieder. Die Römer, die ans dem sonnigen Italien stammten, konnten kaum weiter kommen. Als sie so mühsam durch den Teutoburger Wald dahin zogen, nahte ihnen das Verderben. In jedem Busch wurde es lebendig; Arminius zog mit seinen Scharen heran,
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